von Sylvia Ehl
Bachelor und Master in Leipzig - ein Kommentar
Während der letzten Tage wurde in vielerlei
Form kritisch über Bologna, Ba/Ma und
Europäisierung des
Hochschulraums diskutiert. Fazit war zumeist, dass eine Studienreform
sinnvoll und notwendig erscheint, die zwangsweise und unabwendbare
Einführung von Ba/Ma aber
offenbar Gefahren birgt und Veränderungen
mit sich bringt, die nicht zu einer generellen Verbesserung
des
Studiensystems führen. So ist auch die Forderung nach Beibehaltung
der alten
Studienabschlüsse (Magister und Diplom) in den Forderungskatalog
der streikenden Studierendenschaft
aufgenommen und auf der Vollversammlung
am 14.01. bestätigt worden.
auch in Leipzig kommt der Bachelor
Zum Verständnis der Verbissenheit der Debatte sei hier noch
mal festgehalten: Ba/Ma kommen auf
jeden Fall, daran wird kein Weg
vorbeiführen. In der momentanen Situation bieten sich aber
vielleicht noch Möglichkeiten, durch eine verantwortungsbewusste
Ausgestaltung die
Negativentwicklung abzuwenden.Was wird sich (nach
jetzigem Stand der Entwicklung) mit der Einführung
von Ba/Ma
in Leipzig ändern?
Durch die
Modularisierung, also die Schaffung von
Lehr- und Lerneinheiten, bestehend aus 2-3 Veranstaltungen, kommt
es automatisch zu einer Verschulung: die Wahlmöglichkeiten
bei der bisher sehr
freien Ausgestaltung des Studiums werden stark
eingeschränkt, die Reihenfolge der Lehrinhalte wird
fortan
vorgegeben sein.
In vielen Fächern werden Hausarbeiten als
Scheinerwerbsleistungen den leichter kontrollierbaren Klausuren
weichen müssen.
Aller Wahrscheinlichkeit nach werden die meisten
Fächer einen Bachelor entwickeln, der
stärker am Diplom
als am Magister orientiert ist, d.h. es gibt nur ein Kernfach, das
evtl. mit einer beschränkten Auswahl von Lehrimporten aus anderen
Fächern ergänzt werden
kann/muss. Die Möglichkeit
des jetzigen Magisterstudiums, 2-3 Fächer frei zu kombinieren,
wird wegfallen.
Die Konsequenzen für das Lehramtsstudium sind
noch völlig unklar. Der Wegfall der bisher weit verbreiteten
Fächerkombinationen für den
Bachelor verlangen eine Sonderregelung
für die Lehrämter. Werden dort keine Veränderungen
vorgenommen, wird es aber zu noch stärkeren Problemen im Studienalltag
kommen, da
das Lehrangebot dann noch mehr unterschiedlichen Anforderungen
genügen muss.
Die Beschränkung der Studiendauer auf 3 Jahre
verspricht eine Straffung des Studiums, führt
aber auch zu
einer Schmälerung oder Vereinfachung der Studieninhalte. Das
vertiefende Studium einzelner Bereiche wird nur noch schwer möglich
sein. Und ob innerhalb von 3
Jahren die Vermittlung der relevanten
Inhalte auf wissenschaftlichem Niveau wirklich möglich sein
wird, ist fraglich.
Ungeklärt ist bisher, wie die Selektion des
Masterstudiums aussehen wird, also welche Bachelor-Absolventen für
das Masterstudium zugelassen
werden, nach welchen Kriterien sie
ausgewählt werden und ob das Masterstudium als Zweitstudium
(somit kostenpflichtig) gelten wird.
Zu der besseren
internationalen Vergleichbarkeit
von Studienabschlüssen wird es nicht kommen. Das sogenannte
Bachelorstudium ist schon heute in fast jedem europäischen
Land und selbst innerhalb
Deutschlands anders, Fächerkombination,
Studiendauer oder Masterzugang betreffend. Die einheitliche
Benennung
schafft also eine völlig falsche Gleichstellung.
Diese Punkte stellen
nur eine Auswahl dar, verdeutlichen
aber vielleicht den Diskussionsbedarf und die Notwendigkeit der
Kritik an vielen bisherigen Modellen. Die nächsten Monate versprechen
neue Impulse in der
Entwicklung, ob zum guten oder zum schlechten
wird sich zeigen. Es gilt abschließend zu hoffen und zu
fordern,
dass auch die politisch Verantwortlichen sich intensiver an der
Diskussion
beteiligen.