Stanislaw Lem
Am 27. März diesen Jahres verstarb der polnische Schriftsteller Stanislaw
Lem in Krakow (Krakau). Lem wurde vor allem durch seine Science-Fiction-Romane
weltweit bekannt, ist aber auch mit einer Reihe philosophischer Schriften und
zuletzt politischen Essays diskutiert worden. Er gilt als einer der geistreichsten
und kritischsten Autoren des Science-Fiction-Genres. Seine frühen Romane
„Die Sterntagebücher“ (1957) und „Solaris“ (1961),
sowie „Der futurologische Kongreß“ von 1971 erlangten –
weit über das Genre hinaus – Bedeutung. „Solaris“ wurde
sogar zweimal prominent verfilmt: 1971 von dem russischen Regisseur Andrei Tarkowski
und 2002 in Hollywood von Steven Sonderbergh.
Lem war Sohn einer jüdischen Familie und wurde 1921 in Lwow (Lemberg)
geboren. Während des Zweiten Weltkriegs gelang es ihm seine Herkunft zu
verschleiern und er war zeitweise im Widerstand aktiv. Als seine Heimatstadt
Lwow 1946 an die Sowjetunion fiel, siedelte er nach Krakow, wo er – mit
einer Unterbrechung von 1982 bis 1988, als er aus politischen Gründen nach
Berlin und später Wien ziehen musste – bis zu seinem Tod lebte.
Den ersten Roman (heute unter dem Titel „Der Mensch vom Mars“)
veröffentlichte Lem bereits 1946. In den Fünfzigern folgten dann,
mit zunehmendem Erfolg, zahlreiche Science-Fiction-Romane. Seine Geschichten
sind inhaltlich und sprachlich sehr ideenreich. Lem selbst sah sich als jemanden,
der das literarische Genre nutzte, um philosophische Überlegungen zu vermitteln:
„Verlage, die mich in einer mit Science-Fiction etikettierten Schublade
eingeschlossen haben, taten dies hauptsächlich aus merkantilen und kommerziellen
Gründen, denn ich war ein hausbackener und heimwerkelnder Philosoph, der
die künftigen technischen Werke der menschlichen Zivilisation voraus zu
erkennen versuchte…“ (Lem in „Riskante Konzepte“).
Schließlich hat Lem auch mehrere explizit philosophische Bücher
geschrieben, die sich mit Kybernetik, künstlicher Intelligenz, Spieltheorie
u.a. befassen. Sein philosophisches Hauptwerk ist die „Summa Technologiae“
(1964), in der er die Entwicklung der künstlichen Intelligenz als eine
Art evolutionärer „Informationszucht“ beschreibt.
Lem war stets der kluge Kritiker eines verbreiteten und ausufernden
Fortschrittsglaubens. Nach 1989 wurde er – angesichts der gravierenden
Gegenwartsprobleme – zunehmend politisch aktiv. Dies ging einher mit der
expliziten Distanzierung von der Science-Fiction-Schreiberei. Bezeichnend ist
sein Satz aus Solaris: „Wir brauchen keine anderen Welten, wir brauchen
Spiegel“.